Soziokultur belebt Leerstände – Kunst von allen für alle in Segeberger Orten
Stehen Geschäfte leer, entsteht Platz für die Kultur.
Mit dieser Idee ging das Projekt Kultur trifft Leerstand dieses Jahr im Rahmen der SE-Kulturtage 2022 in die zweite Runde. In den Städten Wahlstedt, Kaltenkirchen, Bad Segeberg und Bad Bramstedt wurden in der Zeit vom 17. -24. 9.2022 leerstehende Geschäfte mit Arbeiten von Kulturschaffenden sowie Schülerinnen und Schülern „künstlerisch gefüllt“.
In Bad Segeberg gab es die Möglichkeit, die Gestaltung der vier leerstehenden Geschäfte bei einem kleinen Rundgang zu erleben. Los ging es mit einer Performance der Künstlerin Stevie Heyer am ehemaligen Reitsportgeschäft in Bad Segeberg. Stevie Heyer war der diesjährige featured artist der SE-Kulturtage. In Ihrer Ausstellung „Niemand kann sein, wo mein Körper ist“, lud sie zum künstlerischen Diskurs über aktuelle Themen wie Binäritäten von Geschlecht, Macht und Verletzlichkeit ein. Ergänzt wurde ihre Ausstellung und das Thema mit Porträts und Menschendarstellungen eines Oberstufenkurses der Dahlmannschule.
Direkt nebenan, im ehemaligen Arkogeschäft, stellte die Schule am Burgfeld jahrgangs- und themenübergreifend Arbeiten von Schüler*innen im Schaufenster aus.
© Schule am Burgfeld / Mattaj
In der Kurhausstr. 23 gingen ebenfalls professionelle Kulturschaffende und Schüler:innen in einen künstlerischen Dialog: Ulrike Schaffer stellte in den Geschäftsräumen Bilder und Fotografien aus und im Schaufenster fanden sich Zeichnungen und Porträts von Schüler:innen der Schule am Seminarweg.
Den letzten Leerstand bespielten gleich zwei Schulen: In dem ehemaligen Leder-Böttger-Laden, der sich noch im Umbau befindet, stellten die Dahlmannschule und das Städtische Gymnasium gemeinsam unter dem Titel „Segebergs Tierleben“ aus. Zu bewundern gab es Linolschnitte zweier fünfter Klassen und große Pappmachéeinsekten einer 7. Klasse.
Leerstand als Chance zu sehen und die entstandenen Lücken mit Leben zu füllen bis Neues wieder wachsen kann – diese Möglichkeit erprobt das Projekt „Kultur trifft Leerstand“. Leeren Flächen wird kurzfristig eine neue Identität verliehen – während leerstehende Gewerbeimmobilien und zugeklebte Schaufenster nicht gerade zum Flanieren einladen und unweigerlich einen Eindruck von Ödnis hinterlassen, lädt „Kultur trifft Leerstand“ zum Anschauen und Diskutieren ein. Dass sich Schüler:innen an der Gestaltung der Flächen beteiligen und in einen Austausch mit den ausstellenden Künstler:innen treten konnten, macht eine Besonderheit des Projektes aus: Die Kinder und Jugendlichen bekamen die Möglichkeit, sich künstlerisch mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen und so ihre Perspektiven einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Solche gestalterischen Ausrufezeichen beleben die Innenstädte wieder und sorgen damit für eine gesteigerte Attraktivität, Partizipation und Lebendigkeit, die der Bevölkerung neuen Zugang zum öffentlichen Raum eröffnet.
Deshalb wird das erfolgreiche Projekt im Juli 2023 auch ein drittes Mal im Kreis Segeberg stattfinden.